Tischtennisspieler sind ja bekanntlich häufig etwas spezielle Zeitgenossen, die an der Platte zu einem anderen Wesen mutieren können, ansonsten jedoch von den vermeintlich normalen Menschen kaum zu unterscheiden sind. Viele davon kann man auf dem mittlerweile zum 55ten Male stattfindenden Ino Ocken Ostfrieslandturnier besichtigen. Um genau zu sein ca. 800 davon. Es sind nicht nur Ostfriesen dort, sondern auch Berliner, Bremer, Rheinländer, Ruhrpottler, Ostwestfalen, Hessen, Bayern und nicht zu vergessen unsere Freunde aus dem schönen Nachbarland den Niederlanden.
Insgesamt eine tolle Mischung und was besonders reizvoll ist: Man trifft sich Jahr für Jahr wieder, spielt zum Teil erneut gegeneinander, plaudert über Belangloses und Tiefgründiges, leidet unter schlechter Hallenluft und genießt meistens top Wetter im Sitz- und Stehbereich vor der Halle. Das Turnier ist spitzenmäßig organisiert und die Speisen und Getränke im Vorraum der Halle lassen sich auch gefahrlos einnehmen. Es gibt auch Teilnehmer, die in der Nähe der Halle zelten und sich neben Tischtennisspielen vornehmlich die Zeit mit Biertrinken vertreiben. Man könnte auch sagen, die Pullen sind an die Hand gewachsen und es handelt sich um die Spezies der Kettentrinker. Namen möchte ich an dieser Stelle nicht nennen, aber die angesprochenen Personen sind uns Wertheranern bestens bekannt.
Wir halten uns natürlich mit alkoholischen Getränken zurück und konzentrieren uns an den vier Tagen unseres verlängerten Vatertagausflugs auf das Sportliche. Diesmal nur mit 6 Akteuren angereist, bildeten Lars Rothe, Michael Mruck, Christian Henkenjohann, Axel Marx, Jan Domnick und Andreas Perk ein harmonisches Sextett, dass prima aufeinander eingestellt war und eine insgesamt sehr schöne, allerdings sportlich wenig erfolgreiche Zeit verbrachte.
Daher können wir leider auch nur über wenige Ruhmestaten berichten. Dies lag zum einen daran, dass einige von uns in Turnierklassen antraten, die deutlich über ihrem eigenen Leistungsniveau liegen oder auch verletzungsbedingt nicht in der Lage waren, ihre volle Spielstärke abzurufen. Sehr enttäuscht war Andreas Perk, der sich in seiner Klasse bis TTR 1650 deutlich mehr ausgerechnet hatte, dort nur die Trostrunde erreichte und bereits nach dem dritten Spiel der KO-Runde die Segel streichen musste. Das gibt deutliche Abzüge in der B-Note und vor allen Dingen im TTR Wert.
Dennoch können wir auch über ein sportliches Highlight berichten, das noch in vielen Jahren zur Legendenbildung taugt. Jan Domnick und Andreas Perk nahmen nämlich an der offenen Doppelklasse teil und mussten in der Vorrunde gegen ein Doppel des Verbandsligaclubs TV Hude antreten. Die Partie wurde mit 2:0 und jeweils mit 11:9 Punkten in den Sätzen knapp gewonnen. Tolle Ballwechsel, kaum einfache Fehler und der nötige Druck auf der Kelle, Jan und Perky erlebten einen Sahnetag. An der Platte auch der 14-jährige Sören Dreier, der zur Schüler Nationalmannschaft zählt und im Tischtennisinternat in Hannover lebt, was wir allerdings erst später erfahren sollten. Das hat doch über so manche sportliche Niederlage an den Vortagen hinweggetröstet und fast wäre uns in der nächsten Runde noch ein weiterer Coup gelungen.
Mit einem in den Sätzen jeweilig sehr knappen Punktestand konnten Jan und Perky einem Oberligadoppel aus Oldenburg sehr lange Paroli bieten und verloren 3:1 erst nach hartem Kampf und fantastischen Ballwechseln. Die zahlreichen Zuschauer auf der Tribüne waren sich einig. Der Leistungsunterschied von 4 Spielklassen war zumindest in diesem Match nicht zu erkennen. Schade nur, dass nicht noch mehr drin war.
Wie in jedem Jahr blieb auch diesmal genügend Zeit, um die Nordsee und Ostfriesland zu genießen. Spaziergänge am Strand, Fahrradtouren in der Umgebung, ein Tagestrip zur Insel Norderney, ein Ausflug nach Greetsiel und das ein oder andere Bierchen im Haus des Gastes mit Blick auf die schöne Insel Norderney sind einige der Aktivitäten, die wir zusammen oder auch alleine unternommen haben. Gemeinsam konnten wir in unserem Haus auch die Finals der Euro League und der Champions League schauen und dabei unsere Grill- und Kochkünste ausprobieren. In unserer kleinen Unterkunft, die top ausgestattet war, haben wir uns sehr wohl gefühlt, wenngleich aufgrund des übertriebenen Dekowahns der Eigentümerin immer wieder ein Platz zum Abstellen des Bier- oder Weinglases fehlte.
Nächstes Jahr wird es dann wohl wieder heißen: Auf nach Norden, Leute treffen, Spaß haben und vielleicht auch das ein oder andere Tischtennisspiel gewinnen.