Die „Glorreichen Sieben“ hatten ein klares sportliches Ziel, als sie gen Norden aufbrachen: der Name „TV Werther“ sollte mindestens viermal in die Geschichtsbücher des Ihno-Ocken-Turniers eingetragen werden. Die einen fanden es sehr ambitioniert, anderen schien es gut erreichbar. Mit solch unterschiedlichen Einschätzungen starteten also unsere Helden. Manche Zuschauer winkten und hatten feuchte Augen, als die Glorreichen Sieben aus der Stadt fuhren. Sie ließen Frauen und Kinder zurück und machten sich auf den Weg an das Ende der bekannten Welt. „Auf nach Ostfriesland“ skandierten die Bürgerinnen und Bürger als die Reise begann.
Aber halt, wer sind eigentlich diese „glorreichen Sieben“? (An dieser Stelle folgt ein kleiner bildungsbürgerlicher Einschub. Muss auch mal sein).
In dem Western aus dem Jahr 1960 (der wiederum auf dem Film „Die sieben Samurai basiert) beschützen Steve McQueen, Charles Bronson, Yul Brynner, Eli Wallach, Robert Vaughn, James Coburn und Horst Buchholz ein mexikanisches Dorf vor raffgierigen Banditen. Der Spiegel vom 08.03.1961 schrieb: „Dieser […]Film des Regisseurs John Sturges zeigt, daß die moralische Aufrüstung des Western zum staatsbürgerlichen Unterricht Fortschritte macht. Während die Colts noch rauchen, werden die Cowboys schon von Zweifeln am Wert ihres Tuns befallen, verbreiten sich über den Segen der heimatlichen Scholle und preisen die Vorzüge eines geordneten Familienlebens. Noch beim Kämpfen finden sie Gelegenheit, abenteuersüchtigen Jugendlichen ins Gewissen zu reden. Neben dem vorwiegend behutet agierenden Glatzkopf Yul Brynner gibt Deutschlands Star-Jugendlicher Horst Buchholz seinen Wildwest-Einstand mit Anstand.“
Und es gibt durchaus einige Parallelen zu den sieben Glorreichen aus Werther: auch die Wertheraner Cracks wurden von „Zweifeln am Wert ihres Tuns“ geplagt – und zwar nicht nur einmal. Eigentlich war der Zweifel ein steter Gast! Jeden Tag in der Halle fragten sie sich: gibt es vielleicht eine andere Sportart, die mir besser liegt, in der ich erfolgreicher sein kann? Hat mein Gegner nur unverschämtes Glück oder spiele ich wirklich so schlecht?
Und auch in anderer Hinsicht gab es Parallelen: auch die Wertheraner Helden priesen die „Vorzüge eines geordneten Familienlebens“ oder… ähem… halt, naja, okay, vielleicht nicht immer… oder auch vielleicht eher selten… manchmal wurden auch die Vorzüge anderer und alternativer Beziehungs- und Lebensformen diskutiert, vor allem solcher, die besser mit dem ständigem fachlichen Austausch über kurze, lange und mittellange Noppen vereinbar scheinen und in denen ein schönes kühles Störtebecker zum Frühstück einfach so zum guten Ton gehört!
Aber wir schweifen ab.
Wo waren wir?
Also, unsere Helden befinden sich auf dem Weg nach Ostfriesland. Um unerkannt reisen zu können, haben sich unsere Helden auf mehrere Wagen verteilt, unterschiedliche Routen geplant und unterschiedliche Reisezeiten vereinbart. Die ersten Männer können schon Sonntag Mittag das vereinbarte Signal für eine erfolgreiche Ankunft an die verbleibende Mannschaft funken:
Moin Moin Männer, auf nach vorn.
klare Sicht auf Bier und Korn!
In den ersten Tagen sind Axel M., Achim M. und Michael K. noch auf sich allein gestellt; doch mit jedem neuen Tag füllt sich das Haus. Zunächst sind es Michael M. und Jürgen v. C., die ohne nennenswerte Zwischenfälle ihre Heimstatt erreichen. Dann kommt Lars R. an die Küste und als letzter erreicht Andreas P. das „Haus am See“. Die Glorreichen sind also komplett. Die Kämpfe können beginnen.
Der erste Turniertag sieht die 1800er-Konkurrenz vor. Licht und Schatten reichlich für die Helden aus Werther. Andreas P. und Achim M. stoßen in der Vorrunde an ihre Grenzen und qualifizieren sich für die Trostrunde – genauso wie Michael M., der sich in seinem jugendlichen Elan ebenfalls für dieses Klassement gemeldet hat. Axel M. startet dagegen in der Vorrunde mit zwei schönen Siegen. Leider wird in der Hauptrunde sein tolles Spiel nicht belohnt und nach dem ersten Einzel ist für ihn Schluss. Achim M. und Michael M. erleiden dasselbe Schicksal. Und plötzlich ist es nur noch Andreas P., der die Wertheraner Farben vertritt. Doch diese Position scheint Flügel zu verleihen. Plötzlich läuft es besser. Fünf Siege am Stück – beeindruckend. Erst im Finale endet die Siegesserie – ausgerechnet gegen einen Gegner aus Steinhagen. Als die Helden später am Abend ein erstes Resümee des Tages ziehen, herrscht durchaus Zufriedenheit. So kann es weitergehen, jedoch mit Luft nach oben…
Der Freitag steht im Zeichen der 1500er-Konkurrenz und MM (der kleine Muck), LR (Lars vom Mars), (MK) Maik L. Flow und Smutje JvC sind am Start. MM und JvC drehen zunächst ordentlich auf und ziehen in die Hauptrunde ein – leider bleibt es dort bei nur einem Spiel, auch wenn sich beide tapfer schlagen und erst im 5. Satz unterliegen. MK und LR ergeht es in der Trostrunde nicht anders: im ersten Spiel raus mit Applaus. Das Fazit des zweiten Tages: deutlich verbesserungsfähig. Das selbstgesteckte Ziel gerät in Gefahr. Nach zwei Tagen ist erst eine Kerbe in der Kanone.
Aber noch ist alles drin. Am Samstag stehen zum ersten (und letzten) Mal alle Glorreichen Sieben in den Startlöchern der 1650er-Konkurrenz… hätte man gedacht. Doch Werthers Müller muss kurzfristig passen.
Was war geschehen?
Am Vorabend wurde Werthers Nummer 1 von einem spontanen Männer-Schnupfen heimgesucht. Er versuchte noch zu retten, was zu retten ist: trotz regelmäßiger Einnahme von „Grappostad C“ vor jeder Mahlzeit, nach jeder Mahlzeit und zwischen den Mahlzeiten vertraute Müller dem Hinweis eines alten ostfriesischen Fischers und machte sich zusammen mit weiteren Gefährten zu nächtlicher Stunde auf, das alte Tonikum „Friesengeist“ zu suchen und zu sich zu nehmen. Sie fanden es. Sie tranken es. Aber es half alles nichts.
Also ein schwerer Schlag für Werthers Zielvorgaben. Nicht sieben, sondern nur sechs Helden machen sich auf Weg. Aber es beginnt nicht schlecht. Axel „Gib Gummi“ Marx und Andreas „Präsi“ Perk spielen eine hochklassige Vorrunde mit jeweils 3 Siegen in 3 Spielen. Leider ist diese Herrlichkeit in der Hauptrunde schnell vorbei und beide müssen trotz aufopferungsvollem Kampf ihren Gegnern gratulieren. Die Männer aus Werthers Zweiter sind dagegen von Beginn an in dieser Konkurrenz überfordert: von den vier Spielern kann in der Gruppenphase nur der kleine Muck einen Sieg einfahren. In der K.O. – Runde trumpfen LR und MM dann allerdings mächtig auf mit jeweils 2 Siegen in der Haupt- und Trostrunde, MK ist chancenlos und JvC hat schon vorher aufgegeben und ist gar nicht erst angetreten. Das Fazit des Samstags: sportlich durchwachsen, und dem Ziel ist man nicht einen Schritt näher gekommen. Alarmstufe Rot!
Es bleibt nur noch ein Tag… der Sonntag… die Hölle der Hanse… aber auch die Parade-Disziplin der 4 Wertheraner Kämpfer MM, MK, LR und JvC. „Sonntags werden in dieser Halle Helden geboren…“ flüstern die ersten Aktiven, die sich Sonntagsmorgen eingefunden haben. Und in der Tat wird an diesem Tag höchstklassiges Tischtennis geboten; ein Spiel schöner als das andere. Nur leider zumeist an den Nachbartischen, an denen parallel die offene Konkurrenz bis 3000 ausgespielt wird.
An den Tischtennisplatten der vier Wertheraner ereignen sich zunächst eher mühevolle Matches als prachtvolle Partien. Trotz einiger Schwierigkeiten ziehen MM und JvC in die Hauptrunde ein. Für Smutje JvC ist der Tag dann schnell vorbei, doch die letzten verbliebenen Helden aus Werther setzen nun alles auf eine Karte! Sieg oder Gladiolen… Und… plötzlich läuft es… plötzlich klappen die Schläge… lang trainierte Abläufe funktionieren… einstudierte Mechanismen greifen… der Mut und das Selbstbewusstsein sind zurück… Gegner um Gegner verzweifeln am Siegeswillen der heimischen Heroen.
So kommt es wie es kommen sollte: Maik L. Flow Köhler und Lars vom Mars kommen beide bis ins Halbfinale der Trostrunde; Michael Mucki Mruck verliert nur knapp das Halbfinale der Hauptrunde, spielt sich aber in die Herzen der Zuschauer. Auch wenn schließlich alle Halbfinals verloren gehen, was zählt ist der Verein und das gemeinsame Ziel. Und dieses wird erreicht: am Ende des Sonntags sind vier Kerben im Holz, vier Namen im Goldenen Buch dieser stolzen Stadt verewigt, vier Wertheraner in die „Hall Of Fame“ Ostfrieslands eingetragen. Das war das Ziel. Und es wird erreicht. Mission completed!
Nur noch 12 Monate bis Norden 2017.